Das Erwachsensein beginnt mit dem 21. Lebensjahr. Drei Jahre später, mit 24 kämpft der Mensch darum, sich eine Seele zu bilden und sie zu organisieren. Mit Seele ist dasjenige gemeint, was die Dinge der Welt mit unserem eigenen Dasein verbindet.

Wenn wir etwas Trauriges erleben, wird unsere Seele diese Trauer widerspiegeln. Denn in der Seele offenbaren sich uns die Dinge der Welt. Dies geschieht dadurch, das wir an dem, was wir sehen, hören, schmecken usw. einen Gefallen finden oder aber eine Abneigung entwickeln. Der Seelenbildung überaus förderlich ist es, wenn wir Freude an etwas haben. Aber auch Schmerzhaftes formt die Seele.
Freude und Schmerz – beides sollte sich die Waage halten. Das gibt uns in späteren Jahren die Chance, für das Leben dankbar zu sein: dankbar sein für die guten Erfahrungen und für die weniger guten.
Aber wie bleibt man mit 24 jung? Mit 24 kann noch nicht die Rede von Jungbleiben sein. Dazu sind wir mit 24 noch zu jung. Aber sehr wohl können wir in diesem jungen Alter unser späteres Jungbleiben vorbereiten. Es gibt zwar bei vielen den Hang, nur in der Gegenwart zu leben. In diesem Fall entwickelt sich nur schwer ein Bewusstsein dafür, wie weit gespannt die Gründe für etwas sind, das wir heute erleben oder in 10 oder 20 Jahren. Man sucht diese Gründe viel zu nah. Die Biografie-Praxis Juvenics fasst den Rahmen unserer Entwicklung aber sehr viel weiter. Es ist eine Denkweise, welche die Zukunft nicht auszuklammern versucht. Durch Juvenics erfährst du, welche Entwicklung möglich ist. Das bietet dir die Chance, kein Jahr ungenutzt verstreichen zu lassen. Auch nicht dein 24. Lebensjahr. Auch dieses Jahr kann dir helfen, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass du mit 42 oder auch noch mit 77 jung bleiben wirst.
Um dieses Ziel zu erreichen, solltest du mit 24 beispielsweise deinen eigenen Körper wahrnehmen. Deine Beine, den Brustkorb, den Kopf, die Hände, kurzum, in allen Gliedmaßen und Körperteilen, die wir haben, spricht sich etwas aus, das ein wesentlicher Teil von uns ist. Etwas, das wir niemals geringschätzen dürfen, sondern wertschätzen sollten. Mit dieser Wertschätzung sollten wir unsere Erscheinung in Augenschein nehmen. Wir sollten registrieren, wie wir physisch aufgestellt sind. Ohne irgendeinen Hintergedanken. Es braucht lediglich das Hinschauen und das „im Blick“ haben. Irgendwelche störenden Gedanken dürfen wir in dieser Situation konsequent ausblenden. Dadurch nämlich lernen wir uns besser kennen. Dies geschieht in vielfältiger Form. Sogar die eigenen Fingerkuppen verbinden uns mit unserem eigenen Dasein. Dasselbe funktioniert mit der Form unserer Hände, mit der Form der Arme, der Schultern, der Ellbogen und so weiter. Einfach alles an uns sollte es uns wert sein, dass wir ihm Aufmerksamkeit schenken. Das formt die Seele. Diesen Vorteil solltest du beachten, wenn du die Übung machst, dich selbst wahrzunehmen. Auch wenn du normalerweise deinen Körper nicht sonderlich beachtest, denke daran, sein Anblick im Modus der Wertschätzung formt deine Seele.
Das zweite ist: dieser Anschauungsunterricht, den wir mit uns selbst veranstalten, sollte eine Erweiterung erfahren. Die Erweiterung gilt der Weltbetrachtung um uns herum. Die Chance dazu haben wir, indem wir den uns nächsten Menschen ebenfalls wertschätzend betrachten. Das Bild, das dieser Mensch abgibt, verbindet uns mit unserem eigenen Dasein. Dabei nehmen wir nicht nur unsere Augen zu Hilfe, sondern auch unsere anderen Sinne. Gehör, Geruch, Geschmack, Berührung, unseren Sinn für Sprache, den Sinn für Gedanken und für Persönlichkeit – kurzum, wir beobachten den anderen in jeder Hinsicht und nehmen ihn sprichwörtlich wahr. Wir nehmen den anderen als Wahrheit in uns auf. Das wird ihn mit unserem eigenen Dasein verbinden. Dabei formt sich unsere Seele.
Und wenn wir mit den Äußerlichkeiten des anderen einigermaßen an eine Ende gekommen sind, dann suchen wir uns einen neuen Menschen und machen mit ihm dieselbe Reise, ihn uns visuell und anderweitig sinnlich einzuverleiben. Eine solche Reise der Eindrücke und Wahrnehmungen fügt ihn zusammen mit unserem Dasein. Falls wir einen Menschen ins Herz geschlossen haben, wird uns das noch besser gelingen als mit denen, die uns nicht sonderlich in ihren Bann ziehen. Geliebte Menschen betrachten wir ohnehin als einen Teil von uns selbst. Auf dieer Weise ist er in unseren Alltag stärker eingebunden. Und wir sind in diesem Fall stärker eingeflochten in seinen Alltag. Das macht seine Lebensäußerungen so wichtig für uns. Wie spricht er oder sie? Wie denkt er oder sie? Welches Temperament hat er oder sie? Was macht diesen Menschen so sympathisch für mich? Warum liebe ich ihn? Wer liebt, dem beantworten sich alle Fragen von selbst. Bei alle, die wir nur so gerne haben, müssen wir sinnestechnisch kleine Brötchen backen. Aber auch da geht es darum, sie mit unserem Dasein zu verbinden. Einfach ausgedrückt, geht es darum, möglichst viele neue Menschen kennenzulernen. Das erweitert unseren Blickwinkel auf die Welt. Das füttert unsere Seele mit und macht sie zu einem wichtigen Faktor in unserem Leben. Denn unsere Seele macht uns fähig, die Welt zu mögen und zu respektieren. Dazu gehört, es sich zur Aufgabe zu machen, möglichst viele Eindrücke über andere Menschen in sich aufzunehmen. Man muss das Gefühl haben, noch mehr Menschen kennenlernen zu wollen. Und gierig zu sein, zu erfahren, welche Gefühle in ihm oder in ihr auftauchen. Neugierig zu sein, zu erleben, welche Ängste er oder sie hat. Dieses Kennenlernen ist ein Training, das deiner Seele hilft, groß und stark zu werden.

Und noch etwas anderes macht die 24-jährige Seele groß und stark: der Geist. Den Geist kannst in dir selbst fühlen oder an einem anderen wahrnehmen. Der Geist ist eine Art höheres Denken. Auf dieser höheren Stufe siehst du die Dinge ohne Filter. Indem du dich nicht von Interessen leiten lässt, sorgst du dafür, dass deine Seele an Statur wachsen kann. Du wirst dich dabei frei fühlen, wenn du dich und die anderen frei von Interessen anschaust. Wenn du aber vom anderen etwas erhoffst, oder aber, wenn du denkst, dir selbst etwas abverlangen zu müssen, dann liegt der Fall anders. In solchen Fällen hat es nicht mit dem Geist zu tun, nicht mit einer höheren Stufe der Wirklichkeit, sondern mit einer niedrigen Stufe. Auf dieser niedrigen Stufe geht es stets um Vorteile, Privilegien, Nutzeffekte.
Wir sagten anfangs, dass die Seele die Dinge der Welt mit unserem eigenen Dasein verbindet. Das gilt auch für die Beobachtung, uneigennützig und eigentlichen Sinn im Denken eine neutrale Haltung einzunehmen. Diese Art des höheren Denkens können wir mit uns selbst in Beziehung bringen.
Damit stärken wir die Seele, dass sie fähig wird, das Gleichgewicht zu wahren zwischen unseren leiblichen und geistigen Einstellungen. Kommt es hier zu einem Ungleichgewicht, hat die Seele zur Aufgabe, zwischen dem Leiblichen und Geistigen zu vermitteln. Denn die Seele lebt genau zwischen dem Leiblichen und dem Geist. Die Seele vermittelt zwischen den beiden.
Dazu ein Beispiel: Wenn dich die Lust packt, einen geliebten Menschen zu sehen, dann kann der starke Wunsch auftreten, sich auf die Reise zu diesem geliebten Menschen zu begeben. Es kann einen Grund geben, der diese Reise nicht verhindert, aber verzögert. In diesem Fall sollten wir in der Lage sein, diese Verschiebung auszuhalten. Besonders dann, wenn man weiß, dass einige Tage später die Möglichkeit besteht, sich zu sehen. Die Kraft, etwas durchzustehen, entspringt einer gut geformten Seele. Die Seele gibt den Rahmen vor, in dem sich Lust und Unlust bewegen können. Sie kann als Schiedsrichter fungieren und als Schlichter in einem Streit segensreich wirken. Eine starke Seele schafft es auch, leibliche Lust soweit zu bändigen, dass sie den eigenen geistigen Ansprüche nicht vor den Kopf stößt.
Das 24. Lebensjahr bietet zu genüge Gelegenheiten, mit der Seele zu experimentieren, um sein Leben intelligent zu organisieren. Von dieser Fähigkeit, sich richtig zu entscheiden, ist kein Lebensfeld ausgeschlossen. Sei es die Liebe, das Studium oder der Beruf, sei es das Zusammenleben in der Familie, im Sportverein oder im Freundeskreis: Die Seele ist das Organ, das uns mit der Welt, die uns umgibt, verbindet. Die Seele steht also in der Mitte zwischen dem Äußeren und unserem Inneren, sie besetzt den Platz zwischen Gefallen und Nicht-Gefallen, zwischen Lust und Unlust. Und sie sorgt für einen Ausgleich zwischen unseren leiblichen und unseren geistigen Bedürfnissen. Die Seele braucht unser Vertrauen, um zwischen all den möglichen Einflusskräften vermitteln zu können.
Je früher wir damit anfangen, uns aus den extremen Positionen zurückzunehmen und uns den moderaten Positionen zuzuwenden, desto leichter haben wir es, in späteren Jahren jung zu bleiben. Denn Leib, Seele und Geist sind ein bewegliches Gebilde, das wir lebenslang nutzen.
Fassen wir zusammen: Die Seele ist ein Wesensglied des Menschen. Sie ist das Wesensglied, das die leibliche und geistige Existenz des Menschen miteinander verbindet. Die Seele fügt zusammen das Außen und das innen. Und sie schafft einen Ausgleich zwischen sich widerstrebenden Kräften. Um diese Vermittlerrolle auszufüllen, sollten wir lernen, vermittelnd tätig zu werden. Vermittelnd tätig werden, bedeutet, mit dem eigenen Körper zu kommunizieren, aber auch mit dem eigenen Geist umzugehen. Das heißt aber, zu versuchen, mit beiden Seiten nicht in einen Interessenskonflikt zu gehen, sondern Distanz wahrend zu kommunizieren, die eigenen Gedanken wie auch das Leiblich an uns als eigenständige Institutionen ernst zu nehmen.
Übungshalber kannst du deinen Gedanken befehlen, sich zurückzunehmen und in Wartestellung zu gehen. Wenn du leibliche Begierden in dir spürst, lässt sich dieselbe Übung mit den so gearteten Leidenschaften anstellen. Dann befehle dem einen oder dem anderen, sich zurückzunehmen. Deiner Seele aber gebe die Freiheit, sich zu entfalten. Sie ist frei, sich für den Geist oder für das Leibliche zu entscheiden. Bevor du der Seele aber diese Freiheit gibst, gebe der Seele einen Ort in dir. Einen Wohnort. Sage deinem Herzen still, dass du sie als imaginatives Organ bewunderst und respektierst. Imaginiere das Herz als das „Herzensorgan“ in deiner Körpermitte. Denke daran, die Seele ist zwar mit deinem Herzen verbunden, sie ist aber auch mit deinem Atem verbunden. Erlausche deinen Atem und deinen Herzschlag als ein gemeinsames Gefühlsorgan. Eine solche Übung ist wie ein Spiel, es ist aber ein Spiel, das wirkt.
Eine andere Übung ist, dass du den Gedanken eines berühmten Philosophen daraufhin untersuchst, ob du diesem Gedanken zustimmen kannst. In diesem Fall machst du ihn zu deinem eigenen Gedanken. Daraus lernst du, dass Gedanken ein allgemeines Gut sind. Sie sind für jeden da. Aber nicht jeder Gedanke wird von jedem geteilt. Jeder hat eine exklusive Auswahl an Gedanken.
Deine Seele wird erst ausgewachsen sein, wenn du älter geworden bist. Das hat mit 24 keine Eile. Mit 24 hast du Gelegenheit, dich langsam daran zu gewöhnen, dass deine Seele empfindet. Es wird Ereignisse geben, welche dir die Zeit einräumen, deine Empfindungen zu beobachten. Beobachten lassen sich die Empfindungen der anderen und deine eigenen Empfindungen. Diejenigen Empfindungen sind am schwierigsten zu beobachten, die kein Gefallen und kein Missfallen ausdrücken. Bereite deine Seele auf diese Situation vor, indem du sie niemals zwingst, sich für die eine oder die andere Seite zu entscheiden. Auch deiner Seele kannst du Langmut beibringen. So wie du im Geist eine gewisse Ausdauer brauchst, so wie du im leiblichen eine Gelassenheit benötigst, so hat es auch deine Seele ein Lob verdient, wenn sie es schafft, sich zurückzuhalten.
Dass du deine Seele gebildet hast, merkst du daran, dass sie wie ein zweiter Mensch in dir erscheint. Sie hat eine eigene Meinung. Sie hat eine eigene Haltung. Sie ist in gewisser Weise dein innerer Mensch. So wie du selbst dein äußerer Mensch bist, bist mit dem, was du leiblich und geistig darstellst, dein innerer Mensch. Denn mit deinem Körper stehst in der äußeren Welt. Und mit deinen Gedanken stehst du mit allen in Verbindung, welche deine Gedanken teilen. Aber mit deiner Seele bist du mit dir selbst verbunden. Sie ist dein innerer Mensch.