Das menschliche Ich zählt zu den Positiv-Kräften des Jungseins, sofern wir es nicht als Abstraktum behandeln.
Wir sind in fast jedem Alter jenseits der ersten 33 Jahre des Lebens von den kleinen Zerfallsprozessen des Altwerdens bedroht. Man wird diese Wirkungen zunächst nur wenig oder gar nicht bemerken, da sie sich im Verborgenen ereignen. Im Alter jenseits der 33 zeigen sich die kleinen, physischen Zerfallsvorgänge jedoch nach und nach im Äußeren des Menschen. Diesem Prozess können wir dadurch entgegenwirken, in dem wir uns dem eigenen Ich zuwenden. Außerdem können wir uns bemühen, sich schon ab circa 31 Jahren auf ein Leben in der Sphäre des eigenen Ichs vorzubereiten.
In der anthropsopshischen Menschenkunde wird unterschieden zwischen dem Ich-Empfinden und dem Ich-Bewusstsein: „Das Ich-Empfinden bildet sich aus der Widerspiegelung des Ichs in der Empfindungsseele. Es ist eine noch vergleichsweise dumpfe Form der Selbstempfindung und hat noch nicht die Klarheit des späteren Ich-Bewusstseins, das erstmals in der Verstandes- und Gemütsseele aufleuchtet und erst in der Bewusstseinsseele voll ausreift.“
Selbst wenn wir uns keinerlei Vorstellung machen, was und wofür wir das Ich als Menschen benötigen, sollten wir uns klarmachen, dass es für unser Fortkommen an verschiedenen Stellen des Menschseins arbeitet. Es beginnt damit, dass das Ich mit großer Wahrscheinlichkeit an dem Zeitpunkt unserer Geburt beteiligt ist. Es ist eine Art Spiritus Rex unserer Existenz, also ein führender, lenkender Geist, der mit unserer Biografie und Lebensverhältnissen verbunden ist. Er ist integrativer Bestandteil unserer Persönlichkeit und der Schlüssel zu unserer Individualität. Niemand anderer als wir selbst haben zu diesem Ich einen Zugang.
Das Ich arbeitet nicht nur vor der Geburt, sondern auch nach der Geburt an unserer Entwicklung. Dabei überwacht es aus dem Hintergrund heraus, wie wir uns als Säugling, später als kleines Kind und im weiteren Verlauf der Kindheit und Jugend entwicklen. Für Juvenistik ist wichtig, zu verstehen, dass es die Erscheinungsformen des Jungseins maßgeblich von unserem Ich bestimmt. Unser Ich entscheidet, welchen Bedingungen wir im Leben ausgesetzt sind. Es schaltet sich ein, wenn es darum geht, das Leben in die eigene Hand zu nehmen, aktiv Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Es arbeitet proaktiv an der Gestaltung des eigenen Lebens, ergreift die Initiative und übernimmt die Kontrolle über die eigene Zukunft.
In den ersten 21 Lebensjahren kümmert sich das Ich still um die leibliche Entwicklung des Kindes. Ohne viel Aufhebens zu machen, sorgt es dafür, dass wir mit 21 Jahren über die funktionelle Grundausstattung von Körper, Seele und Geist verfügen. Danach wechselt das Ich vertiefend in die seelische „Bauabteilung“, errichtet sich eine eigene Seele, bringt Verstand und Gemüt in die Persönlichkeit und startet anschließend das Seelenorgan der Bewusstheit, die sogenannte Bewusstseinsseele. Zu diesem Zeitpunkt, etwa mit 42, wird uns das eigene Ich als seelische Entwicklungsgröße bewusst. Zuvor haben wir im 38. Lebensjahr einen Wendepunkte in der Frage erlebt, wer und was wir eigentlich sein wollen. Bis zum 42. Lebensjahr ist diese Frage in den meisten Fällen geklärt. In den darauffolgenden Jahren bis zum 63. Lebensjahr hat manch einer den Eindruck, dass sich ihm das Ich in den abstrakten Raum verabschiedet. Doch schon bis zum 49. Lebensjahr haben wir die Chance, alsternativ die Erfahrung zu machen, dass es im Geistigen für uns tätig ist. Es wird zu unserem geistigen Zentrum, das unermüdlich an dem arbeitet, was man den geistigen Leib des Menschen nennen kann. Dabei treten im Verhältnis zum geistigen Leib der physische und seelische Leib langsam in den Hintergrund. In der Juvenistik begleiten wir dich minutiös in jedem Alter, damit du erlebst, was es mit der Arbeit des Ichs auf sich hat. Das Ich bei seinen Aufgaben seelisch und körperlich zu unterstützen, ist eine willkommene Hilfe, innerlich nicht alt, sondern aufmerksam und erwartungfroh zu werden. Es ist die Chance, das Ich zu nutzen, um lange jung zu bleiben.